Hinweise zum Werkverzeichnis

Erläuterungen und statistische Auswertungen

Einführung

Das Werkverzeichnis (Werkkatalog) listet alle bekannten Arbeiten auf, die von Fritz Stirnimann erstellt wurden oder ihm heute zugeschrieben werden. Es ist somit eine Gesamtübersicht über Stirnimanns Œuvre, soweit es aktuell bekannt ist.

Ausgenommen vom Verzeichnis sind die bei Meyer-Sidler einzeln aufgeführten Skizzen[1], welche hier nur summarisch verzeichnet sind. Doubletten und Redundanzen lassen sich im Verzeichnis nicht ausschliessen, da die Quellen teilweise lediglich rudimentäre Angaben zu den Werken machen.

Erläuterungen

Aufbau

Das Werkverzeichnis ist nach den von Stirnimann gepflegten Kunstgattungen (Porträt, Genre, Landschaft, Stillleben, Kirchenmalerei) aufgebaut. Innerhalb der verschiedenen Gattungen ergibt sich die Reihenfolge nach der Chronologie sowie nach der Verlässlichkeit von Stirnimann als Urheber der Werke (siehe dazu auch unter Signatur).

Besitzerschaft und Provenienz

Unter diesen Titeln werden einerseits die aktuellen bzw. letztbekannten Besitzer/Eigentümer und anderseits weitere Informationen zur Provenienz des Werks (frühere Besitzerschaft, Auktionen, Ausstellungen) aufgeführt. Die Angaben zu Besitzerschaft und Provenienz wurden zu einem grossen Teil von Meyer-Sidler recherchiert. Diese aus den 1980er Jahren stammenden Inhalte sind inzwischen vermutlich vielenorts veraltet, für die Nachvollziehbarkeit der Provenienz aber weiterhin von Bedeutung. Eine Aktualisierung konnte nur punktuell geleistet werden. Die Informationen zu Besitzern/Provenienz werden bei privaten Eigentümern (natürliche Personen) in der Regel in anonymisierter Form nach dem Muster ‹Privatbesitz + Gemeindeangabe› ausgewiesen. Dies im Unterschied zu Meyer-Sidler, wo die Besitzerschaft teilweise mit Klarnamen publiziert ist.

Quellen

Grundlage für dieses Verzeichnis ist primär das von Eugen Meyer-Sidler in akribischer Arbeit zusammengestellte Verzeichnis aus dem Jahr 1985.[2] Weitere Primär- und Sekundärquellen, welche auf die jeweiligen Werke referenzieren, sind ebenfalls aufgeführt und gewährleisten die transparente Nachweisbarkeit der Angaben. Die neben Meyer-Sidler wichtigsten verwendeten Quellen sind:

  • Eine Liste der Kunstgesellschaft Luzern mit Werken Stirnimanns, die 1945 im Kunstmuseum Luzern nicht ausgestellt waren. Das Dokument ist im Stirnimann-Dossier der Gemeindeverwaltung Ettiswil enthalten.[3]

  • Eine ‹Werkliste Friedrich Stirnimann›, welche aufgrund der beigefügten Dokumente auf 1945 zu datieren ist. Diese Unterlagen wurden vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt.[4]

  • Ein Verzeichnis der 1987 im Ettiswiler Schloss Wyher ausgestellten Werke Stirnimanns, das im Familienarchiv Steiner überliefert ist[5], sowie eine ebenfalls im Kontext dieser Ausstellung entstandene Liste mit Stirnimann-Werken, welche von der Fotografin Th. Bütler zur Verfügung gestellt wurde.[6]

  • Zeitgenössische Ausstellungskataloge wie etwa die vom SIK-ISEA online zugänglich gemachten Kataloge der Turnusausstellungen des Schweizerischen Kunstvereins SKV.[7]

  • Auktionskataloge, etwa der Galerie Fischer Auktionen AG in Luzern, der Dobiaschofsky Auktionen AG in Bern, dem Auktionshaus Stuker in Bern oder dem Auktionshaus Zofingen.[8]

Signatur

Die Signaturangaben (inkl. Datierung) sind auf Stirnimanns Werken selbst enthalten oder werden auf Quellenangaben basierend wiedergegeben. Deren Position auf dem Werk wird sofern bekannt vermerkt. Stirnimann kann mit Sicherheit da als Urheber gelten, wo er die Werke selbst signiert hat. Ein grosser Teil der Werke Stirnimanns ist aus unbekannten Gründen nicht signiert oder es konnten keine Angaben zur Signatur erhoben werden. Gewisse Werke Stirnimanns umfassen offensichtlich mehrere Gemälde, wurden aber nur einmal signiert. Für die statistische Auswertung (siehe unten) werden diese Werke jeweils als ‹signiert› gezählt.

Masse

In Zentimetern. Die Angaben stammen aus den angegebenen Quellen. Sie wurden nicht verifiziert.

Bemerkungen

Dieses Feld enthält weitere Angaben zum jeweiligen Werk, wie sie den Quellen und der Literatur zu entnehmen sind. Es können Details zur Biografie einer porträtierten Person sein, in Zeitungsartikeln enthaltene Kritiken des jeweiligen Werks oder anderweitige Zusatzinformationen.

ID (Identifikator)

Das Werkverzeichnis enthält für jedes Werk eine Identifikationsnummer (ID). Diese ist dreiteilig alphanumerisch codiert: Die erste Stelle entspricht der Abkürzung für die Kunstgattung (P = Porträt, G = Genre, K = Kirchenmalerei, L = Landschaft, St = Stillleben, W = Weitere). Der zweite Teil beinhaltet die Jahresangabe des Werks. Wo dieses nicht bekannt ist, wird der Wert 0000 eingesetzt. Die dritte Position wird fortlaufend nummeriert, wobei zusammengehörende Werkgruppen den gleichen nummerischen Wert haben, der durch einen Buchstaben ergänzt wird (bspw. P-1875-2a).

Statistische Auswertungen und Erkenntnisse aus dem Werkverzeichnis

Ein statistischer Blick auf das Werkverzeichnis kann nur grobe Näherungswerte liefern, da viele Angaben ungenau, unvollständig und nur eingeschränkt verifizierbar sind.

Signierte vs. Stirnimann zugeschriebene Werke

Bis Anfang 2024 konnten insgesamt 243 Werke Stirnimanns identifiziert werden. Davon sind lediglich 82 (34%) signiert, die übrigen 161 (66%) enthalten keine Signatur.[9] Diese Arbeiten müssen damit als ‹Stirnimann zugeschrieben› gelten. Diese Zuschreibung ist je nach Verlässlichkeit der vorhandenen Informationen und Quellen als mehr oder weniger gesichert zu betrachten: Als plausibel erscheint die Zuschreibung etwa, wenn die Angaben aus einem zeitgenössischen Ausstellungskatalog oder Zeitungsartikel stammen. Als ungewiss sind Zuschreibungen dann zu bewerten, wenn Informationsgehalt oder Verlässlichkeit der zugrunde liegenden Quellen ungenügend sind.

Kunstgattungen

Bei der – teilweise mit Unschärfe behafteten – Zuordnung von Stirnimanns Werken zu den Kunstgattungen ist eine klare Dominanz des Porträts und des Genres feststellbar: Die 87 eruierten Porträts (36%) und 68 identifizierten Genrebilder (28%) machen etwa zwei Drittel der gesamten künstlerischen Produktion Stirnimanns aus. Mit 49 bekannten Bildern (20%) sind die Kirchenmalereien die drittwichtigste Gattungsgruppe in Stirnimanns Œuvre. Nur marginal vertreten sind Landschaftsbilder mit 30 Werken (12%) und in noch deutlich geringerem Umfang die Stillleben mit lediglich fünf Gemälden (2%).

Datierung

Hinsichtlich Datierung zeigt sich nicht unerwartet ein ähnliches Bild wie punkto Signierung: Lediglich 104 Werke (43%) können als datiert gelten. Die restlichen 139 Arbeiten (57%) sind nicht datiert. Die ältesten bekannten Werke Stirnimanns stammen aus dem Jahr 1868, die jüngsten Arbeiten von 1901, also dem Jahr von Stirnimanns Ableben.

Namensvettern

Im Zuge der Recherchen zum Werkverzeichnis tauchten gleich zwei Namensvettern von Friedrich Stirnimann auf, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls in Luzern als Kunstschaffende tätig gewesen zu sein scheinen. Es handelt sich um eine «Mlle. J. Stirnemann» und um einen «Franz Stirnemann». Mlle. J. Stirnemann hat laut dem Katalog zur Kunst der Gegenwart an der Landesausstellung 1883 in Zürich die Bilder ‹La toilette› und ‹Ecole des Arts industriels›[10] (Kunstgewerbeschule) erstellt. Beide Bilder wurden von Meyer-Sidler hingegen Friedrich Stirnimann zugeschrieben.[11] Franz Stirnemann wird mit dem Zusatz «Luzern» in mehreren Katalogen zu Turnusausstellungen des SKV aufgeführt, etwa in Lausanne 1884 oder in Basel 1887.[12] Die gängigen biografischen Nachschlagewerke enthalten keine Einträge zu diesen beiden Personen.[13] Auch im Kunstmuseum Luzern[14] und in der Kunstsammlung der Stadt Luzern[15] sind diese Namensvettern Stirnimanns unbekannt. Eine Anfrage im Stadtarchiv Luzern ergab, dass sich zu Mlle. Stirnemann gar nichts und zu Franz Stirnemann nur ein Hinweis in einem Verzeichnis der Kunstgesellschaft finde, wobei der Eintrag zu Franz Stirnemann mit «Fragezeichen» versehen sei.[16] Damit bleiben die künstlerisch tätigen Luzerner Namensvettern Stirnimanns vorderhand ein mit Fragezeichen behaftetes Mysterium.

Neuentdeckungen

Eine weitere Erkenntnis aus dem Werkverzeichnis ist, dass in den letzten Jahren auf dem Schweizer Kunstmarkt immer wieder auch neue, bisher unbekannte Stirnimann-Gemälde gehandelt wurden. Namentlich die Galerie Fischer in Luzern, das Auktionshaus Zofingen, sowie die Häuser Dobiaschofsky und Stuker in Bern hatten Stirnimann-Bilder im Angebot. Die erzielten Preise bewegten sich, soweit bekannt, in der Regel im höheren drei- bis tiefen vierstelligen Bereich (CHF). Es ist somit davon auszugehen, dass auch in Zukunft vereinzelt neu auftauchende Werke das Verzeichnis ergänzen werden. Hinweise zu Stirnimann-Gemälden können gerne via info@friedrichstirinimann.ch gemeldet werden.

Referenzen

[1] Vgl. Meyer-Sidler, Stirnimann (1985), S. 69–71.

[2] Vgl. Meyer-Sidler, Stirnimann (1985), S. 54–71.

[3] Vgl. Liste KG LU 1945 (Gdev. Ettiswil).

[4] Vgl. Liste KM LU 1945 (Kunstmuseum Luzern).

[5] Vgl. Liste Schloss Wyher 1987 (FA Steiner).

[6] Vgl. Liste Bütler (PB).

[7] Vgl. Katalog Turnus SKV.

[8] In der Gemälde-Galerie Blehle in Seligenstadt (Hessen) wurde Ende 2012 ebenfalls ein Stirnimann-Gemälde verkauft. Mitteilung Galerie Blehle, Seligenstadt, 8. Februar 2013. Nähere Auskünfte zum gehandelten Werk wurden nicht erteilt.

[9] Auch der im Rahmen der Ausstellung ‹Bachmann–Fellmann–Stirnimann› vom Oktober / November 1945 mit Nachforschungen nach Stirnimann-Bildern beauftragte Hermann Kilchmann hielt fest: «Viele Stücke sind unsigniert, doch zählen sie unstreitig zum künstlerischen Oeuvre Stirnimanns.» Brief Hermann Kilchmann [Ettiswil] an Paul Hilber [Kunstmuseum Luzern], 5. Februar 1945 (Kunstmuseum Luzern).

[10] Zu diesem Werk hält Bachelin in einer Besprechung der Landesausstellung 1883 fest: «Mlle J. Stirnemann nous paraît encore être à ses débuts qui sont gros de promesses; son Ecole des arts industriels où trois jeunes garçons sculptent du bois, attire les spectateurs par la silhouette de ses figures se détachant sur un fond d’intérieur clair. La scène intéressante est rendue avec un sentiment tout moderne.» Bachelin Auguste, Exposition nationale Suisse à Zurich 1883. Rapport sur le groupe 37 : Art contemporain. Beaux arts. Zürich, 1884, S. 37–38.

[11] Vgl. Catalogue officiel de l’Exposition nationale suisse Zurich 1883. Catalogue spécial du groupe XXXVII : art contemporain, 1ère édition, Zürich 1884, S. 15; Meyer-Sidler, Stirnimann (1985), S. 35; Bachelin, Exposition (1884), S. 37–38.

[12] Vgl. Katalog Turnus SKV Lausanne 1884, S. 16–17; Katalog Turnus SKV Basel 1887, S. 5.

[13] Weder im Schweizerischen Künstlerlexikon (1913) noch im Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von Thieme-Becker (1938) findet sich ein Hinweis auf die beiden. Und auch im Biografischen Lexikon der Schweizer Kunst (1998) sowie in der online verfügbaren Datenbank SIKART sind keine entsprechenden Einträge enthalten. Vgl. Kunstverein, Künstler-Lexikon (1913), 260; Thieme-Becker, Lexikon (1938), 66; BLSK (1998), 1008; https://recherche.sik-isea.ch

[14] Mitteilung Heinz Stahlhut (Kunstmuseum Luzern), 25. Februar 2015.

[15] Mitteilung Doris Bucher (Kunstsammlung Stadt Luzern), 3. März 2015.

[16] Mitteilung Susanna Kraus (SALU), 14./15. Januar 2015. – Vgl. auch das Typoskript: Die Mitglieder der KGL 1837–1906 (SALU).