Nr
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111 |
Titel
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Das Brot der Armen |
ID
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G-1893-1 |
Masse in cm
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69.9 x 100.5 |
Material
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Öl auf Lwd. |
Jahr
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1893 |
Signatur
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u. li. F. Stirnimann 1893 |
Gattung
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Genre |
Bemerkung
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«Der Rezensent des ‹Bund› schreibt darüber: ‹Aber dieses ‹Mittagessen› von Blancpain hat in der Ausstellung einen gefährlichen Rivalen in dem überaus tüchtigen Bilde: ‹Das Brot der Armen› von Friedrich Stirnimann (Luzern). Das Brot der Armen sind Kartoffeln. Einer um den Tisch versammelten Kinderschar bringt soeben die ältere Schwester diese einfache Speise. An dem Bilde gefällt mir besonders, dass der Künstler vermocht hat, den Ernst, der in der Vorführung ärmlicher Verhältnisse immer liegt und liegen soll, doch von der Beimischung der Niederdrückend-Hässlichen frei zu halten. Von seinem Bilde geht nicht jener ‹Armenleute-Stubengeruch› aus, den Hense den novellistischen und dramatischen Schilderungen der jungdeutschen Naturalisten gelegentlich zum Vorwurf gemacht hat; wir haben nicht hoffnungslosen Pauperismus vor uns, sondern die tapfere Armut, die bei aller Entbehrung immerhin noch froh ist, ihr Brot zu finden durch rechtschaffene Arbeit. Ein solches Bild ist ein ermutigender Appell an die im Menschen liegenden Kräfte, die den Kampf mit dem Leben aufnehmen sollen. Nicht leichtfertiger Optimismus hat dem Künstler die Hand geleitetet, als er dieses Werk schuf; er weiss gewiss hinlänglich, welche Leiden der Armut auferlegt sind. Aber weiss auch, dass einfach gewöhnte Menschen anspruchslos und genügsam sind, und hegt zur leiblichen und geistigen Gesundheit unseres Volkes noch Vertrauen. Aus solcher Stimmung heraus scheint Stirnimann dieses Bild geschaffen zu haben, das mir nicht allein durch die glückliche Auffassung des Momentes, sondern auch durch die Behandlung der einzelnen Kindergestalten und Gesichter und durch allerlei technische Feinheiten, z.B. hübsche perspektive Wirkung der durch Fenster wahrzunehmenden Landschaft (wenn man genügende Distanz nimmt), ein vortreffliches Gemälde zu sein scheint. Es hat mich aus der alphabetischen Katalogfolge herausgebracht; aber es ist auch in der Tat ein Bild, das verdient, ausser der Reihenfolge genannt zu werden.» Luzerner Tagblatt, 23.5.1894 (Besprechung dritte nationale Kunstausstellung in Bern). |
Besitzer:in
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Schweiz. Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur BAK (deponiert als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Olten) |
Provenienz
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Stirnimann-Ausstellung Ettiswil 1987; Ausstellung Kunstmuseum Luzern 1945 (Bachmann-Fellmann-Stirnimann); Dritte Nationale Kunstausstellung Bern 1894 |
Quellen
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Meyer-Sidler, Stirnimann (1985), S. 60; Liste Schloss Wyher 1987 (FA Steiner); Luzerner Tagblatt, 1.9.1894; Gazette de Lausanne, 24.5.1894; Kunstmuseum Luzern, Katalog (1945), S. 20; Katalog Bern, 1894, S. 18; Mitteilung Katja Herlach (Kunstmuseum Olten), 1.4.2010. |
Credit Foto
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Eigentum Schweiz. Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur BAK (deponiert als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Olten) |